BIM-basierte Koordinationsprozesse wie die Schlitz- und Durchbruchsplanung erfordern die Freigabe von Planungsleistungen durch Projektpartner oder ggf. durch externe Prüfer. Aus praktischer Sicht scheint hierfür die Verwendung eines Objektattributs (z.B. „Freigabestatus“) die naheliegende Lösung. Aus Sicht des Autors stellt die Nutzung von BCF (mittels Issues) den geeigneten Weg dar. Ein solcher Workflow wurde von der Arbeitsgruppe Schlitz- und Durchbruchsplanung (ehemals Teil der buildingSMART-Regionalgruppe Mitteldeutschland) dokumentiert.
Der vorangegangene Beitrag zur grundlegenden Vorgehensweise bei der IFC-basierten Schlitz- und Durchbruchsplanung ist hier dokumentiert: Leitfaden zur IFC-basierten Schlitz- und Durchbruchsplanung.
Warum die Modellattribuierung im Freigabeprozess nicht der goldene Weg ist
Der Ausgangspunkt für die Schlitz- und Durchbruchsplanung ist die Bereitstellung des Durchbruchsvorschlagsmodells (IFC-Modell, das Volumenkörper als Durchbruchsvorschläge enthält) durch den jeweiligen Ersteller, in der Regel durch den TGA-Planer. Die vorgeschlagenen Volumenkörper müssen folgend durch Projektpartner oder ggf. durch externe Prüfer, z. B. hinsichtlich statischer, brandschutztechnischer und gestalterischer Anforderungen, geprüft und freigegeben werden.
Wenn in diesem Prozess ein Attribut, z. B. „Freigabestatus“, für die Volumenkörper der Durchbruchsvorschläge genutzt werden soll, stehen den Projektpartnern zwei grundsätzliche Möglichkeiten zur Verfügung, diese Attribuierung vorzunehmen.
- Die Attribuierung erfolgt direkt am IFC-Modell (z. B. mithilfe einer Kollaborationsplattform oder einer IFC-Bearbeitungssoftware) und somit außerhalb der Autorenanwendung des Erstellers. Folglich geht die eingepflegte Information entweder bei der nächsten Modellaktualisierung bzw. beim nächsten IFC-Export des Erstellers verloren oder sie muss manuell durch den Ersteller in die Autorenanwendung eingepflegt werden.
- Die Attribuierung erfolgt über das Einlesen von Bauteillisten (z.B. Excel-Dateien), wobei die Information „freigegeben“ oder „nicht freigegeben“ durch die Projektpartner der Bauteil-GUID des jeweiligen Durchbruchsvorschlags zugeordnet und durch den Ersteller in die Autorenanwendung importiert wird. In diesem Fall ist es jedoch fraglich, inwieweit eine solche Bauteilliste transparent gepflegt werden kann, wenn mehrere Projektpartner (z.B. Tragwerksplaner und Objektplaner) am Freigabeprozess beteiligt sind und inwiefern sichergestellt wird, dass Bauteilliste und IFC-Modell konsistent zueinander fortgeschrieben werden.
Es wird ersichtlich, dass die Nutzung der Modellattribuierung für den Freigabeprozess mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden ist und/oder ein hohes Risiko hinsichtlich Inkonsistenzen und redundanter Informationshaltung aufweist.
Warum BCF für Freigabeprozesse viele Vorteile bietet
Die Nutzung von Issues (erstellt mithilfe von BCF-Dateien) auf einer Kollaborationsplattform (z. B. Kubus BIMcollab) für die Kommunikation erforderlicher Anpassungen und folglich für die Freigabe von Durchbrüchen bietet zahlreiche Vorteile:
- Die Issues können synchron durch alle Projektbeteiligten sowohl eingesehen als auch überarbeitet werden
- Alle Issues können modellbezogen (durch Speicherung der Verortung im Modell und der zugehörigen Bauteile) kommuniziert werden
- Alle durchgeführten Kommentare, Änderungen, Überarbeitungen u.a. werden mit Datum und Uhrzeit nachvollziehbar und transparent dokumentiert
- Die Issues verfügen über einen Status (z.B. Open, ReOpened, ReSolved, Closed) zur Steuerung des Freigabeprozesses
Konkrete Umsetzung als Workflow dokumentiert
Die konkrete Vorgehensweise für den Freigabeworkflow zur BIM-basierten Schlitz- und Durchbruchsplanung wurde gemeinschaftlich durch die Arbeitsgruppe Schlitz- und Durchbruchsplanung (ehemals Teil der buildingSMART-Regionalgruppe Mitteldeutschland) erstellt. Der Workflow stellt eine Ergänzung zu dem bereits veröffentlichten „Leitfaden für die Schlitz- und Durchbruchsplanung auf Basis von IFC“ [1] sowie zur „VDI 2552 Blatt 11.2 – Building Information Modeling – Informationsanforderungen – Schlitz- und Durchbruchsplanung“ (aktuell im Entwurfsstadium) [2] dar. Die vorgestellte Integration von BCF in den Freigabeprozess basiert auf dem von der buildingSMART-Regionalgruppe Stuttgart erarbeiteten BCF-Workflow.
Hier der Workflow zum Download.
[1] Radisch, Tom; Beyer, Julien & Werner, Martin. Leitfaden zur IFC-basierten Schlitz- und Durchbruchsplanung. [Zuletzt geprüft am: 20.05.2021].
[2] Verein Deutscher Ingenieure. VDI 2552-11.2 – Building Information Modeling –
Informationsaustauschanforderungen – Schlitz- und Durchbruchsplanung (Entwurf). Berlin. Beuth-Verlag. November 2020.
Das könnte dich auch interessieren...
Wunschzettel an das Architektur-IFC-Modell
Das Architekturmodell ist führend und bildet die Grundlage für die Leistungen der anderen Planungsbeteiligten. Dieser Artikel gibt eine Übersicht, worauf Architekten und HLSK-Planer achten sollten,…
BIM-Koordination: Alles eine Frage der Planung
Woher kommt der Eindruck meiner Kollegen, dass in BIM-Projekten insgesamt mehr abzustimmen sei? Im Gegensatz zur klassischen Planung mit 2D-Plänen wird hier ein digitales Bauwerksmodell erstellt.…