Eine der größten Herausforderungen in der Planung eines Bauprojektes ist die Schlitz- und Durchbruchsplanung. Dieser abstimmungsintensive Prozess funktioniert selten reibungslos und sorgt für Fehler in der Planung und Frust bei den Beteiligten. Dieser Beitrag präsentiert einen Leitfaden zur IFC-basierten Schlitz- und Durchbruchsplanung in Anlehnung an die VDI 2552 Blatt 11.2. Er bietet somit eine Hilfestellung zur praktischen Anwendung der Norm.
Verbesserung der Durchbruchsplanung
Die Arbeitsgruppe Schlitz- und Durchbruchsplanung hat sich dem beschriebenen Problem seit ihrer Gründung 2017 angenommen und versucht unter Einsatz von BIM-Methoden den Prozess der Schlitz- und Durchbruchsplanung zu verbessern.
Die Grundlage einer BIM-basierten Schlitz- und Durchbruchsplanung ist die Aufstellung eines IFC-Durchbruchsmodells der TGA-Planung, auf dessen Basis die Abstimmung der Durchbrüche erfolgt. In diesem Durchbruchsmodell sind nur Durchbruchsvorschläge (im IFC-Modell ProvisionForVoid) enthalten, die anschließend von den anderen Fachplanern und Koordinierenden geprüft, bewertet und gebündelt rückkommuniziert werden. Auf diese Weise erfolgt die Abstimmung der Durchbrüche anhand von Durchbruchsvorschlägen, die als dreidimensionale Objekte in ein Koordinationsmodell integriert und so besser bewertet werden können. Nach der Freigabe der Durchbruchsvorschläge werden diese Elemente als Öffnungsobjekte in die anderen Fachmodelle übernommen, sodass eine einheitliche und prüfbare Datengrundlage entsteht.
Leitfaden zur Schlitz- und Durchbruchsplanung
Der beschriebene Prozess ist im Leitfaden zur Schlitz- und Durchbruchsplanung dokumentiert und mit einem kleinen Fallbeispiel versehen. Der Leitfaden enthält auch einen klaren Ablaufplan, Hinweise zur Anwendung und eine Beschreibung des IFC-Exports einiger Softwareanwendungen. Der Leitfaden und die Beispielmodelle stehen hier zum Download zur Verfügung:
Im Leitfaden sind die minimalen Anforderungen hinsichtlich der zu verwendenden Modellelemente und zugehörigen Informationsanforderungen für die Schlitz- und Durchbruchsplanung beschrieben. Der beschriebene Workflow ist somit unabhängig von der jeweiligen Leistungsphase anwendbar. Dabei beinhaltet der Leitfaden vorrangig ein methodisches Konzept für die Schlitz- und Durchbruchsplanung, sodass die inhaltliche Expertise zur fachlichen Prüfung der Durchbrüche beim Anwender verbleibt.
Darüber hinaus ist es nach Auffassung der Autoren sinnvoll, projektspezifisch weitere Informationsanforderungen mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad in Abhängigkeit der Leistungsphasen bzw. der beteiligten Fachplaner zu definieren. Beispielsweise können für die Brandschutzplanung die Attribute ‚Schottungsart‘ und ‚Schottungsmaterial‘ ergänzt werden. Diese Inhalte sollten nach Auffassung der Autoren ebenfalls unter Verwendung von BIM-Methoden im Vorfeld des Projekts abgestimmt werden, um einen reibungsfreien Abstimmungsprozess zu ermöglichen.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass Leitfäden und Vorschläge zur BIM-Anwendung nur funktionieren, wenn diese auch in der Praxis erprobt werden. Daher appellieren wir an jeden Interessenten, der mit dem Thema BIM in der Planung konfrontiert ist, diesen Leitfaden in der Praxis anzuwenden. Als wesentliche Vorteile dieser modernen Arbeitsmethodik sind das klare Rollenverständnis der beteiligten Akteure, die transparente und teilautomatisierte Kommunikation sowie die gesteigerte Übersichtlichkeit in der Bearbeitung zu nennen. In Ergänzung zu diesem Leitfaden kann die VDI 2552 Blatt 11.2 verwendet werden, die in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Schlitz- und Durchbruchsplanung entstanden ist.
Anmerkung: Der Begriff der Schlitz- und Durchbruchsplanung ist aus wissenschaftlicher Perspektive nicht exakt, da faktisch eher eine Aussparungsplanung erfolgt. Aufgrund der Verankerung der Begriffe in der HOAI sowie der Verbreitung in der Planungspraxis werden die Begriffe mit Synonymcharakter für Aussparungen verwendet.
Das könnte dich auch interessieren...
Grundprinzip
Wir stehen für praxisrelevante Themen, Hilfestellungen zum Thema BIM und einem gemeinsamen Austausch. Sieh dir unsere Grundprinzipien an.
BIM-Koordination: Alles eine Frage der Planung
Woher kommt der Eindruck meiner Kollegen, dass in BIM-Projekten insgesamt mehr abzustimmen sei? Im Gegensatz zur klassischen Planung mit 2D-Plänen wird hier ein digitales Bauwerksmodell erstellt.…
2 Comments
Kommentar hinzufügen Antworten abbrechen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
In diesem Workflow ist für mich die entscheidende Frage, wie die Durchbrüche an die Baustelle kommuniziert werden.
Bei uns (in der Schweiz) wird, zumindest aktuell, ein Plan mit Aussparungen, Beschriftungen und Bemassungen verlangt.
Hat jemand bereits Erfahrungen, wie diese Aussparungen digital (über das Modell) auf der Baustelle landen?
Nach meinem Verständnis müssten diese dann im Statikmodell übernommen und kommuniziert werden.
Somit würde dann die Statik das finale Modell abgeben, nicht die TGA.
Das ist eine gute Frage. In der Realität händeln wir das meist so, dass die Aussparungen nachdem Sie abgestimmt sind (obiger Prozess) in die Planung (Modelle + Pläne) der Tragwerksplanung und Architektur übernommen werden. Das heißt, es entstehen aus den Durchbruchsvorschlägen dann Aussparungen die analog klassischer Konzepte genutzt werden können.
So landen die dann auch auf der Baustelle. Das Durchbruchsmodell ist in der Phase dann nur noch eine Referenz.