Bei dem konventionellen Prozess der Schlitz- und Durchbruchsplanung überträgt der Architekt die Durchbruchsvorschläge vom 2D-Plan der Gebäudetechnik in seinen eigenen Plan und von diesem wiederum überträgt der Tragwerksplaner die Durchbrüche in seinen Plan. Ist es nicht möglich, mit unseren digitalen Gebäudemodellen diesen zeitaufwendigen und fehleranfälligen Prozess zu optimieren? Meines Erachtens schon, denn bereits in mehreren meiner Projekte hat sich die Kommunikation der Durchbrüche per 3D-Platzhalter bewährt. Wie das geht, möchte ich im folgenden Artikel beschreiben.
Den vorangegangenen Beitrag zur grundlegenden Vorgehensweise bei der IFC-basierten SDP-Planung findet ihr hier: Leitfaden zur IFC-basierten Schlitz- und Durchbruchsplanung.
Abstimmung im Vorfeld notwendig
Der erste Schritt zur Schlitz- und Durchbruchsplanung anhand eines digitalen Gebäudemodells ist zunächst, den Austauschprozess mit den Planungsbeteiligten abzustimmen und schriftlich festzuhalten; am besten im BIM-Projektabwicklungsplan. Wenn dies nicht passiert, liefern die Kollegen irgendwelche 3D-Objekte, die man im schlimmsten Fall gar nicht in seine eigene Software einlesen kann.
Beispielsweise wurde in einem unserer Projekte abgestimmt, dass in der Vor- und Entwurfsplanung nur maßgebliche Durchbrüche (größer 20x20cm) übergeben werden. Erst in der Ausführungsplanung erfolgte die vollumfängliche Übergabe der Schlitz- und Durchbruchsplanung an die Architektur. Außerdem wurden auch die kompletten Installationen der HLSE-Gewerke als IFC exportiert, um eine Kollisionsprüfung durchführen zu können. Diese Vorgehensweise hat sich bewährt, allerdings hat die Erfahrung mal wieder gezeigt, dass der Teufel im Detail steckt: Aus Sicht der GT-Planer bedingten die 3D-Trassenverläufe logischerweise die Durchbrüche. Allerdings wurden von den Kollegen aus der Architektur nur die Durchbrüche berücksichtigt, die auch von der GT als 3D-Körper übergeben wurden. Um solche Missverständnisse in Zukunft zu vermeiden, einigten sich die Beteiligten darauf, alle Durchbruchsvorschläge als 3D-Objekte zu übergeben, unabhängig von den im Fachmodell vorhandenen 3D-Rohrleitungsverläufen und persönlichen Absprachen.
Umsetzung in der GT-Software (Trimble Plancal Nova)
In der Planungssoftware Plancal Nova gibt es die Option, Durchbrüche automatisch auf Basis einer Medienleitung und hinterlegter Architektur (Nova-Bauteile oder IFC) zu generieren. Mit dem Rechtsklick auf das Bauteil erscheint die Option „IFC-Durchbruch generieren“ und ein Dialog erscheint, in dem z.B. ein Aufschlag vergeben wird, die Form angepasst werden kann und auch die Dämmung berücksichtigt wird. Wenn mehrere Medienleitungen durch einen Durchbruch gehen sollen, kann hier die Option „zusammenfassen“ gewählt werden. Wurde ein Durchbruch generiert, ist er als 3D-Körper vorhanden und kann als IFC-Objekt exportiert werden. Wird ein Durchbruch auf diese Art platziert, schreibt die Software automatisch ein Attribut „Gewerk“, mit der Information, welches Gewerk durch diesen Durchbruch geht. Diese Information ist z.B. für die Weiterverwendung durch die Architektur und AVA von Bedeutung.
Aus Sicht der Gebäudetechnik hat diese Vorgehensweise jedoch einen Haken: Werden die einzelnen Gewerke zur Übersichtlichkeit in unterschiedlichen Zeichnungen geplant, können keine Durchbrüche für mehrere Medien erstellt werden. Die automatisierte Durchbruchserstellung in der Nova funktioniert nämlich nicht mit Referenzzeichnungen. Für die bisherigen Projekte konnten wir deshalb die automatische Generierung nicht nutzen und haben die Durchbrüche manuell in einer Koordinationszeichnung gesetzt. Zusätzlich musste das Attribut „Gewerk“ händisch vergeben. Hoffentlich wird dieses Verhalten in der Software bald korrigiert, damit bei der Bearbeitung eine Menge Zeit gespart werden kann.
Export und Prüfung der 3D-Platzhalter
Beim Export der IFC ist am besten eine projektspezifische Vorlage anzulegen, damit die Einstellungen des Exports immer wieder aufgerufen werden können. Außerdem ist darauf zu achten, dass im Dialog „Klassenzuordnung“ bei den Durchbrüchen auch das Attribut „Gewerk“ mit ausgeschrieben wird; dies ist nicht automatisch voreingestellt! Sonst wichtige Attribute der Platzhalter sind die Information über Art (z.B. Wand- oder Deckendurchbruch), Maße und Höhenlage. Im IFC-Modell heißen die Durchbruchsvorschläge dann „ProvisionForVoid“.
Nach dem Export prüfen wir die Qualität der IFC vor Übergabe an die Architektur im Solibri Model Checker. Zunächst kann man kurz visuell prüfen, ob auch wirklich die gewünschten Objekte exportiert worden sind. Danach prüfen wir mit einer Regel, ob auch alle GT-Bauteile, die mit einer Wand kollidieren, durch einen 3D-Durchbruchsvorschalg gehen. Damit können Fehler bei der Platzierung gefunden und vor der Übergabe an die Architektur korrigiert werden.
Und wie geht es nun weiter auf Seite der Architekten? Hier könnt ihr euch schon auf den zukünftigen Folgeartikel eines anderen BIM-Helden freuen!
PS: Der große Mehrwert dieser Methode entsteht vor allem dann, wenn auch die Tragwerksplanung Aussparungen im eigenen 3D-Modell platziert. Die Durchbrüche der Architekten können direkt übernommen oder aus Referenz nachmodelliert werden. Ist dies technisch in der Planungssoftware noch nicht umsetzbar, kann zumindest ein teilautomatisierter Abgleich mit den Durchbruchsvorschlägen der Gebäudetechnik (z.B. in Solibri) erfolgen.
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