Bei der Bearbeitung meiner Masterarbeit habe ich mich genau mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt und einen Prozess entwickelt, der die automatisierte modellgestützte Erstellung eines Rauchbuches ermöglicht.
Doch zunächst einmal von vorne…
Was ist ein Raumbuch?
In einem Raumbuch werden raumbezogene Informationen eines Projektes gesammelt und zusammengestellt. Diese Informationen bestehen aus alphanumerischen Daten und bildlichen Darstellungen und stellen den Raumbuchinhalt dar. Zu den alphanumerischen Daten können allgemeine Eigenschaften, Angaben zu Geometrie, Materialien und Ausstattungsmerkmalen gehören. Erfasst werden können neben allgemeine Informationen zu den Räumen auch Informationen zu raumbildenden Objekten (Wände, Decken, Fenster, Türen) und Raumobjekten (Einrichtungsgegenstände, Objekte der TGA).
Darstellung der zugehörigen Elemente eines Raumes
Im Raumbuch wird der Inhalt hierarchisch nach Räumen strukturiert. Meistens werden alle Raumbuchinhalte eines Raumes auf einer Seite dargestellt.
Wie wird ein Raumbuch erstellt?
Bei der Erstellung von Raumbüchern werden die festgelegten Raumbuchinhalte aus verschiedenen Datenquellen und Datenformaten zusammengeführt. Dazu können Modelle, Tabellen und Bilder gehören. Wobei die Gebäude-Modelle als grundlegende Quelle aller Raumbuchinhalte gesehen werden können.
Auch wenn viele Prozesse in der Projektabwicklung BIM-basiert ausgeführt werden, ist die Erstellung von Raumbücher oft noch manuell geprägt. Dabei werden die festgelegten Raumbuchinhalte manuell in das vorgesehen Raumbuch übertragen. Durch die händischen Eingaben ist dieser Prozess zeitintensiv und fehleranfällig.
Im Zuge des Fortschrittes in die BIM-basierte Projektabwicklung entwickelt sich auch die Anwendung von Raumbüchern weiter. Die Weiterentwicklung geht in unterschiedliche Richtungen. Einerseits existieren Softwarelösungen von verschiedenen Herstellern (z.B. dRofus), die die Nutzung von digitalen Raumbüchern anbieten. Andererseits kann der Prozess zur Erstellung von Raumbüchern durch den Einsatz von Programmierumgebungen automatisiert werden. In beiden Anwendungsfällen werden die Modellierungssoftware und eine Datenbank miteinander verknüpft. Durch die Verknüpfung repräsentieren Modellierungssoftware und Datenbank die gleichen Inhalte. Aus der Datenbank kann dann das Raumbuch in individuell gestalteter Form abgeleitet werden.
Zusammenhang Modell und Raumbuch
Wie kann eine automatisierte modellgestützte Erstellung eines Raumbuches aussehen?
Der in meiner Masterarbeit entwickelte Erstellungsprozess eines Raumbuches funktioniert modellgestützt und automatisiert. Dieser Prozess basiert auch auf einer Modellierungssoftware (Revit) und einem Datenbanksystem (Access) und wird in drei Prozessteile gegliedert. Ausgangslage des Prozesses bildet das Gebäudemodell in der Modellierungssoftware, in der die festgelegten Raumbuchinhalte hinterlegt und gepflegt werden. Von dort werden die Raumbuchinhalte durch Anwendung spezieller Skripte der Visuellen Programmierung mit Dynamo in eine vorgefertigte Ordnerstruktur mit Ablagesystem und Excel-Vorlagendatei abgeleitet. Die Zusammenführung der Raumbuchinhalte aus dem Ablagesystem erfolgt in dem Datenbanksystem Access. Unter Verwendung der Access-Vorlagendatei wird in dem Datenbanksystem automatisch ein digitales Raumbuch generiert.
Prozess der Raumbuchdarstellung (Monodirektional)
Um den Prozess als Nutzer*innen anzuwenden, müssen folgende Schritte ausgeführt werden:
- Modell mit allen für das Raumbuch benötigten Eigenschaften erstellen
- Verschiedene Dynamo-Skripte im Dynamoplayer ausführen
- Kontrolle der Datenweitergabe im Ablagesystem
- In Access das generierte Raumbuch als PDF exportieren
Die Automatisierung des Raumbuch-Erstellungsprozesses ist speziell für die Anwendung in Verbindung mit der Modellierungssoftware Revit konzipiert. Des Weiteren sind die Dynamo-Skripte gezielt auf spezifische Raumbuchinhalte ausgerichtet. Dazu gehören drei verschiedene Raumdarstellungen (Isometrie, Grundriss, Verortung des Raumes im Grundriss durch farbliche Hinterlegung) sowie festgelegte Daten zum Raum, raumbildenden Objekten und Raumobjekten.
Ursprünglich wurde der Prozess ausschließlich monodirektional entwickelt, wodurch eine Übertragung der Daten nur von der Modellierungssoftware zum Datenbanksystem möglich ist. Es besteht jedoch das Potential, den Prozess zu erweitern, um auch eine Datenübertragung in die entgegengesetzte Richtung zu ermöglichen.
Der Erstellungsprozess wurde zunächst anhand eines kleinen Musterprojekts entwickelt und anschließend projektspezifisch anhand eines Industriebauprojekts der S&P-Gruppe optimiert. Dadurch wird es zukünftig möglich sein, den Prozess anhand anderer Pilotprojekte in der Praxis einzusetzen. Die erfolgreiche Anwendung des Prozesses bringt zahlreiche Vorteile, darunter Zeitersparnisse und eine geringere Fehleranfälligkeit bei der Datenweitergabe. Zudem liefert sie wertvolle Impulse für die Verbesserung anderer Datenübertragungsprozesse.
Johanna Voigt
Bereits in ihrer Master-Arbeit für Bauingenieurwesen an der HTWK Leipzig automatisiert Johanna den komplexen Prozess zur Erstellung eines Raumbuchs, was auf herkömmlichen Weg ein aufwendiger händischer Vorgang ist. Per Knopfdruck werden Raumdaten aus verschiedenen Datenquellen zu einem Raumbuch-Dokument zusammengeführt, versehen mit Bildern und Informationen aus aktuellen Gebäude-Modelldaten. Den Themen Automatisierung und Generatives Design mit Dynamo (Revit) und Grasshopper widmet sie sich nun weiterführend bei der S&P Gruppe in Leipzig.
Aufgeschlossen und weltoffen nimmt sie gern neue Herausforderungen an. So überquerte sie die Alpen zu Fuß, studierte ein Semester in Slowenien, verbrachte ein Work-and-Travel-Jahr in Neuseeland oder lernt Segelboote auf verschiedenen Gewässern zu steuern. Hierzulande findet man sie auch als aktive Hockeyspielerin auf dem Feld.
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