Die meisten werden wohl beim Thema BIM schon realisiert haben – zu den ganzen PDFs, DWGs, Excel-Listen, etc. kommt jetzt noch das 3D-Modell dazu. Viele Büros ächzen schon länger unter der Datenflut und verbringen ihre Zeit mit stundenlangem Suchen in Ordnerstrukturen. Denn in einem Bauprojekt fallen bei uns gut und gerne mehrere tausend Dateien an.
Abhilfe schafft hier das Prinzip der „single source of truth“ – d.h. jede Information ist nur einmal in ihrer aktuellsten Version vorhanden. Dies verhindert das Arbeiten auf alten Versionsständen und die doppelte Datenhaltung. Technisch umgesetzt wird dieses Verfahren mittels eines gemeinsamen Datenraums (Engl. Common Data Environment, kurz CDE). Dieser Datenraum dient zur Sammlung, Verwaltung, Versionierung und Verteilung der Projektdaten und ist den meisten Planungsbeteiligten wohl schon in Form der internetbasierten Projektplattform bekannt.
Plattformen mit unterschiedlichen Funktionalitäten
Wenn man wie bei uns mit vielen verschiedenen Projekten zu tun hat, fällt einem schnell auf, dass diese Plattformen teilweise sehr unterschiedliche Funktionalitäten haben. Die beispielhaft genannte internetbasierte Projektplattform ist im Grunde ein Dokumentenmanagement-System (DMS), die auch als firmeninterne Datenverwaltung genutzt werden kann. Egal ob internetbasiert oder nicht, im DMS werden den hochgeladenen Dateien Metadaten mitgegeben (Datum, Ersteller, Inhalte etc.) die z.B. die Suche und Gruppierung von Dateien enorm vereinfacht. Zusätzlich wird über die Rollen- und Rechteverwaltung gesteuert, wer welche Daten einsehen bzw. verändern darf. Für mich war bisher eine der nützlichsten Funktionen die Änderungshistorie: wird eine Datei mit dem gleichen Namen hochgeladen, ist nur die aktuellste Datei sichtbar und Vorgängerversionen können im Versionsverlauf eingesehen werden.
Herstellerspezifische Server-Systeme
Neben diesen sogenannten Sharepoints und Clouds finden sich auch herstellerspezifische Server-Systeme. Fast jeder größere Anbieter von CAD-Software für die Baubranche bietet mittlerweile einen eigenen BIM-Server an, der auf den Datenaustausch mit der eigenen Software optimiert ist. Diese Möglichkeit wird bei uns im Büro allerdings nicht verwendet, da die einzelnen Fachdisziplinen mit Software unterschiedlicher Hersteller arbeiten.
Datenverwaltung über einen Produktmodellserver
Die Königsdisziplin ist die Nutzung eines sogenannten Produktmodellservers, aufgebaut nach dem Prinzip des Koordinationsmodells – alle Projektinformationen sind an ein digitales Bauwerksmodell geknüpft. Auch einzelne Dokumente wie 2D-Pläne, Bauablaufpläne und Massenauszüge sind mit dem Modell verknüpft und können mit einer entsprechenden Verlinkung auch direkt in der Autorensoftware bearbeitet werden. Um die Rate des Datentransfers gering zu halten, werden Kopien von Teilmodellen erstellt, die dann bearbeitet und in das Gesamtmodell zurück gespeist werden. Das Managen der anfallenden Daten, auch durch die parallele Bearbeitung der Modelle ist hier die Hauptaufgabe der Software.
Eines ist den Lesern nun sicherlich klar geworden: die gemeinsame Datenverwaltung ist zwar eine komplexe Angelegenheit, aber sicher die längst überfällige Ablösung der klassischen Suche in virtuellen Ordnern.