Anfang des Jahres erweiterte Dr. Schiller & Partner das DBD-BIM-Ökosystem um das DBD-BIM-Portal. Dieses steht allen Lizenznehmern von DBD-BIM mit ihrem jeweils erworbenen Funktionsumfang ohne Mehrkosten zur Verfügung und ergänzt die bereits bekannten Anwendungsformen von DBD-BIM bzw. DBD-BIM Elements. Die Bereitstellung erfolgt über ein Webinterface, das mit Hilfe eines beliebigen aktuellen Webbrowsers unter folgender Domain genutzt werden kann: https://www.dbd-bim.de/.
Die Funktionen des Portals sind in zwei Bereiche getrennt. Über „BIM-Portal Bauteile“ wird der bekannte Funktionsumfang zur Bildung von Kostenelementen für die Modellbemusterung und Kostenermittlung bereitgestellt, wie er auch in unterstützten AVA- und CAD-Werkzeugen abgerufen werden kann. Daneben wird über „BIM-Portal Merkmale“ ein Werkzeug bereitgestellt, mit dem sich bauteiltypenbezogen Merkmallisten aufbauen lassen, mit deren Hilfe eindeutige Level-of-Information Anforderungen definiert werden können, um diese z. B. für die Formulierung von Informationsanforderungen im Rahmen von AIA und/oder BAP zu nutzen. Hier möchte ich beide Bereiche kurz vorstellen und einige Punkte bezüglich Verwendung und Interaktion mit der DBD-BIM-Verwendung neben dem Portal aufzeigen.
BIM-Portal Bauteile
Der Bereich Bauteile bietet im Sinne der Definition von Kostenelementen für die Bemusterung von Bauteilen in BIM-Modellen den gleichen Funktionsumfang, wie die jeweils aktuellen DBD-BIM-Plugins für die CAD-Werkzeuge Revit und Archicad. Der Vorteil liegt hier also vornehmlich in der Entkopplung von diesen, da es so einfacher und schneller möglich wird, wiederkehrende Kostenelemente vollumfänglich technisch zu beschreiben, um sie anschließend als firmeneigene Favoriten abzuspeichern und jederzeit mit wenigen Klicks wieder abrufen zu können. Dies nachfolgend und bedarfsgerecht natürlich wieder im jeweils eingesetzten digitalen Planungswerkzeug und/oder AVA-Werkzeug. Da infolge der zeitweiligen Loslösung vom CAD- oder auch AVA-Werkzeug kein aktiver Datenaustausch zwischen den Anwendungen und DBD-BIM stattfinden muss, ist der Hauptvorteil in meinen Augen in der höheren Performance bei der Eingabe und beim Abruf der Daten aus dem DBD-Katalog zu finden. So lassen sich z. B. komplexe Bemusterungen, die in ihrer Tiefe bereits auf die spätere Ausschreibung der Bauleistungen abzielen, komfortabler vordefinieren, um sie nachträglich zu einer vollständigen Mengen- und Kostenermittlung nach dem 5D-BIM-Konzept im CAD-Werkzeug mit ihren Bauteilen zusammenzuführen. Zugleich können die über das Portal vorbereiteten Kostenelemente auch abseits eines BIM-Anwendungsszenarios für klassische Kostenermittlungen eingesetzt werden und sparen somit die händische Definition und Pflege eigener Kostenelemente. Nachfolgend ein Beispiel für die Nutzung eines im DBD-BIM-Portal weitreichend vordefinierten Kostenelements im Kostenermittlungsmodul eines AVA-Werkzeugs (hier RIB iTWO).
Die vollständige technische Bemusterung des Beispielbauteils einer Attika in Ortbetonbauweise mit fünf enthaltenen Teilleistungen hat mich in etwa 10 Minuten gekostet. Durch die Vorhaltung als Muster und bedarfsgerechten Abruf wird die Erstellung projektseitiger Kostenermittlungen mit gleichen oder zumindest ähnlichen technischen Kostenelementen erheblich beschleunigt, was die grundsätzlich komfortable Vorarbeit im DBD-BIM-Portal somit problemlos rechtfertigt. Da das DBD-BIM-Portal nur als einer der möglichen Zugriffswege auf den DBD-BIM-Katalog fungiert, sind natürlich auch Vorlagen, die in den CAD-Systemen oder einem kompatiblen AVA-System erstellt wurden, wechselseitig auch im Portal abruf- sowie anpassbar und sind über das Hauptfenster von DBD-BIM per „Meine Mustervorlagen“ auffindbar.
Alle erstellten Kostenelemente können über das Portal mit ihren eingetragenen Leistungsdefinitionen als PDF-Datei abgerufen werden, wobei die Beschreibung des Kostenelements, Preis- / Zeitansätze sowie Merkmale & Ausprägungen (also die Attribute und zugehörige Werte, welche im Falle einer BIM-Anwendung am Bauteil eingetragen werden), die Detailaufstellung aller Teilleistungen im Kostenelement als auch der zugehörige DBD-BIMKey, der für jede Bemusterung einen einzigartigen Identifikator darstellt, ausgegeben werden.
Der folgende Screenshot zeigt beispielhaft das Deckblatt der Ortbetonattika, welche auf den folgenden Seiten, wie oben beschrieben, weiter detailliert wird (nicht abgebildet).
BIM-Portal Merkmale
Im zweiten Portalbereich liegt der Fokus dagegen auf der Definition von geforderten Merkmalen nach Bauteiltypen, also dem Aufbau eines Level-of-Information-Anspruchs (LOI). Dazu bedient sich Dr. Schiller & Partner einem stark an das Bauteile-Portal angelehnten Interface, was die Bedienung für DBD-BIM-Anwender direkt erleichtert.
Im Gegensatz zur klassischen DBD-BIM-Bemusterung besteht jedoch nun die Möglichkeit, über alle vordefinierten Merkmale eines Bauteiltyps hinweg beliebig die gewünschten Merkmale auszuwählen, um sie als LOI-Soll zu definieren, da nun nicht mehr der Anwendungsfall der Kostenermittlung mit entsprechend zwingendem Informationsbedarf im Fokus steht, sondern die LOI-Definition die Informationsansprüche geforderter BIM-Anwendungsfälle vorgeben soll, welche evtl. auch mit geringerem Informationsbedarf bedient werden können als BIM5D.
Das Interface liefert im Anschluss an die Auswahl der gewünschten Eigenschaften den DBD-LOIKey, der nachfolgend die Gesamtheit aller gewählten Merkmale wiedergibt, während der zugehörige Schlüsselinhalt im direkt darunterliegenden Reiter LOI-Merkmale betrachtet werden kann.
Für spezifische Anwendungsfälle wie z. B. BIM2FM bietet Dr. Schiller & Partner an dieser Stelle auch zugehörige Eigenschaften, um auch weitführende Bauteildefinitionen für die Planung und das spätere FM-Modell vorgeben zu können (siehe nachfolgender Screenshot).
Der Export erfolgt derzeit noch per PDF, was eine händische Übernahme in das entsprechende CAD-Werkzeug erfordert. Hier wird sich in Zukunft noch zeigen müssen, wie Dr. Schiller & Partner weiter mit der Schnittstelle verfahren wird und ob diese, ähnlich wie bei DBD-BIM-Elementen über den DBD-BIMKey, ebenfalls dynamisch per LOIKey in den CAD-Tools eingebunden wird.
Die Ergänzung des Funktionsumfangs von DBD-BIM in Form des Portals ist grundsätzlich sehr zu begrüßen, da somit insbesondere die Vorbereitung der Bedienung von BIM-Aufgaben unter Verwendung von DBD-BIM deutlich optimiert wird. Verbleibende Schwächen sind in meinen Augen die noch immer nur rudimentäre Verwaltung und Sortierbarkeit unternehmensintern aufgebauter Bemusterungsvorlagen, als auch die bis dato noch „passive“ Schnittstelle des LOIKey. Dies auch unter dem Gesichtspunkt, dass Dr. Schiller & Partner DBD-BIM damit, auch abseits der BIM-Anwendung, im Vergleich zu den klassischen DBD-Kostenelementen relevanter machen könnte. So würde man z. B. eine einfache aber übersichtliche Form eines Kostenelementkatalogs auf Basis von DBD-BIM bereitstellen, die ich in der aktuellen Form des Bereichs „Meine Mustervorlagen“ noch nicht bedient sehe.
Arndt Fiebig
Arndt hat spätestens seit seiner Masterarbeit Blut für das Thema BIM vor allem in der digitalen Mengenermittlung geleckt. Dabei wird er nicht müde, den kleinen und großen Herausforderungen in der Nutzung von Software und Prozessen zu begegnen und akkurat Lösungsideen zu entwickeln. Vor allem der Biss und die Liebe zum Detail mit der er in diese Themen hineingeht, zeichnen ihn aus und machen ihn zu einem echten Experten auf dem Gebiet.
Arndt arbeitet bei der S&P Gruppe daran, den AVA- und Kostenprozess immer weiter zu digitalisieren. Sein ständiger Begleiter, der Heavy Metal. Privat beschäftigt er sich mit dem ganz physischen Hausbau und hat immer Zeit und ein offenes Ohr für das ein oder andere Schrauberthema.
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