Es ist Montagmorgen, die heiße Tasse Kaffee steht auf dem Tisch, das Revit-Modell bereits geöffnet und der Fahrplan für die Woche ist gesteckt – Bewehren, Bewehren, Bewehren! Wie immer ist der Projektdruck hoch und eigentlich ist man schon wieder vor dem Start in den Tag im Verzug. Aber wieso eigentlich, wenn wir doch dieses „BIM“ machen?!

Es bedarf Zeit und Eigeninitiative

Als Planer müssen wir uns immer wieder bewusstwerden, dass BIM kein fertiges Softwarepaket ist. Es ist vielmehr ein Gedanke, ein Prozess, durch den wir bestmögliche Planungsergebnisse erzielen und im Endeffekt schlichtweg bessere Gebäude bauen wollen. In meiner Tätigkeit als Konstrukteur in der Tragwerksplanung wird mir täglich klar, dass jeder Fachplaner für die erfolgreiche Gestaltung seiner BIM-Umgebung in seiner Software selbst mit verantwortlich ist. Dies ist zum Teil von den Programmentwicklern aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen globalen Standards auch genauso vorgesehen – leider! Das bedeutet im Umkehrschluss, fast täglich wird man in Projekten vor neue Herausforderungen gestellt, bei denen man sich fragt: Kann man da was ändern? Gibt’s da vielleicht schon was? Geht das mit meinem Programm überhaupt?

Ein Knotenpunkt aus unserem Bewehrungsmodell zum Warmwerden

So habe ich mich z.B. in einem aktuellen Projekt dem Thema Einbauteile gewidmet. Bis vor kurzem war die übliche Verfahrensweise noch die, dass wir vermeintlich untergeordnete Bauteile wie Isokörbe, Maueranschlussschienen, Treppentronsolen, Fugenbänder, Dübelleisten, etc. entweder als 2D-DWG Zeichnungen referenziert oder kurzerhand selber mit ein paar Linien dargestellt haben. Dieses Vorgehen bietet allerdings keine Möglichkeit, die Bauteile über eine Parametrik zu erfassen und für die weitere Projektauswertung heranziehen zu können. Sie sind lediglich grafische Ergänzungen im Plan. Das heißt, solange man konzentriert genug ist, sie in keiner der relevanten Ansichten zu vergessen! So ist auch das Nachfahren von Wandkanten in einem Grundriss, um bspw. die Gesamtlänge eines benötigten Fugenbandes an einer WU-Fuge zu ermitteln, meines Erachtens nicht mehr zeitgemäß und nur wenig effektiv.

3D ist nicht nur „schick“

Als erste maßgebliche Verbesserung haben wir alle Einbauteile als 3D-Objekte im Modell implementiert. Das ist nicht nur im Sinne der Modellkonsistenz ein bedeutender Fortschritt, es gibt vor allen Dingen den Planern die Gewissheit, die Einbauteile in ihrer Dimension und Lage situationsgetreu einarbeiten zu können und sie in allen Ansichten, Schnitten drin zu haben. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Einbauteile wie Isokörbe zum Anschluss für Fertigteilbalkone, zusätzliche Bewehrung erfordern, um einen gesicherten Lastabtrag zu gewährleisten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Je offensichtlicher ein Bauteil wahrgenommen werden kann, desto geringer das Risiko, dass die daraus resultierenden Maßnahmen in der Schalung und Bewehrung aus Versehen übergangen werden.

Darstellung der objektbasierten Einbauteile mit permanenter Verknüpfung zur Einbauteilliste

Seitens der Einbauteilhersteller werden noch nicht durchgängig alle Bauteile als BIM-Objekte in Online-Bibliotheken zur Verfügung gestellt. Hier gilt es als Fachplaner selbst aktiv zu werden und sich in seiner Software ein entsprechendes Pendant zu erzeugen. Wir haben dies unter anderem für Treppentronsolen vornehmen müssen. Aufgrund unterschiedlicher Auflagersituationen mussten in dem Einbauteil mehrere geometrische Formen mit variablen Abmessungen abgebildet werden.  Bei komplexeren Geometrien bedarf es dann natürlich der entsprechenden Mitarbeiter, die mit der Software entsprechend gut umgehen können, um solche Objekte zu erstellen bzw. abzuwandeln.

Beispielhafte Parametrik eines eigens angelegten Tronsolbauteils für Treppenauflager (Fertigteil)

Die Herausforderung mit den Einbauteilen

Als große Schwierigkeit erweist sich bisher, dass Einbauteile keine klar für sich definierbare Bauteilkategorie sind. Anders als bei architektonischen Elementen, wie Wände, Decken oder Stützen, können Einbauteile alles Mögliche sein. Hierzu zählt all das, was als statisch erforderliche Ergänzungen in den klassischen Oberkategorien verbaut wird und später größtenteils nicht mehr sichtbar ist. Eine Vielzahl der Einbauteile können in unserer Software Revit unter der Kategorie „Allgemeines Modell“ zusammengefasst werden. Wiederum Fertigteilstürze z.B., die als Träger zur Kategorie „Skelettbau“ gehören, können nur separat erfasst werden. Ergo ergeben sich mehrere Bauteillisten für ein und denselben Plan. Dies klingt im ersten Moment umständlich. Jedoch können die erforderlichen Einbauteillisten bereits in der firmeneigenen Vorlagedatei vorgehalten werden, sodass man im Projekt dann nur noch die Listen für die jeweiligen Situationen heraussuchen und duplizieren muss. Auf dem Plan fällt die Stückelung der Liste aufgrund angepasster Spaltenbreiten und der bündigen Ausrichtung später nicht mehr auf.

Eine weitere Hürde besteht in der Art und Weise wie die Einbauteile mengenmäßig erfasst werden sollen. Einerseits gibt es längenbasierte Elemente wie Fugenbänder oder Maueranschlussschienen. Diese werden unabhängig von der im Modell verlegten Stückzahl, zu einer Gesamtlänge aufsummiert (laufende Meter). Andererseits gibt es Einbauteile wie Isokörbe oder Dübelleisten, welche aufgrund ihrer festen Elementlänge mit einer konkreten Stückzahl ausgewertet werden. Für diese zwei Anwendungsfälle ist eine erneute Teilung der Einbauteilliste erforderlich, um entweder die Gesamtlänge oder die Stückzahl zu ermitteln. Hier wäre es in der Software Revit wünschenswert, wenn man noch deutlich flexibler auf das Zusammenstellen solcher Tabellen mittels boolescher Operationen (and, or, not) Einfluss nehmen könnte. Das Programm ist da hinsichtlich Bauteillisten leider sehr engstirnig.

Zu guter Letzt ist für eine planweise Auswertung der Einbauteile, wie wir es in unseren Projekten handhaben, ein weiterer Parameter zur Differenzierung notwendig. Welcher dieser ist, spielt im Endeffekt keine Rolle, solange man eine Filterung nach diesem Parameter im Programm vornehmen kann. In unserem Fall behelfen wir uns mit dem bereits vorhandenen Parameter „SOFiSTiK_Layer“, welcher aus dem Bewehrungsaufsatz Reinforcement Detailing für Revit stammt. Dieser hat eigentlich die Funktion, unterschiedliche Bewehrungslagen wie unten/oben und innen/außen in die Bewehrungsverlegungen zu schreiben. Bei allen anderen Bauteilkategorien bleibt der Parameter allerdings ungenutzt und steht somit zur freien Verfügung. Das Eintragen der zugehörigen Plannummer muss derzeit leider noch händisch erfolgen. Hier wäre es sehr wünschenswert, dass dies bereits automatisiert erfolgt. Am Beispiel der Bewehrung, welche sofort dem Plan zugewiesen wird, auf dem sie erstmalig platziert wurde, ist ersichtlich, dass ein solcher Automatismus bereits möglich ist. Er muss nur von den Entwicklern auch vorgesehen werden. Bleibt der Parameter leer, so wird das betreffende Einbauteil in keiner der Listen erfasst und fehlt somit. Es gilt also penibel darauf zu achten, generell bei allen Daten im Modell, dass der Parameter konsequent mit der richtigen Information gefüllt ist. Mittels einer Prüfliste, in der man sich alle Einbauteile und deren Parameter „SOFiSTiK_Layer“ anzeigen lassen kann, konnte ich bisher stets schnell den Parameterstatus kontrollieren und ggf. nachziehen.

Filterung der Einbauteile durch manuelles Hinterlegen der Plannummer in den Parameter „SOFiSTiK_Layer“

Mein Fazit

Am Ende haben die Erarbeitung und Umsetzung des Miniprojektes „Einbauteile“ locker ein bis zwei Arbeitstage gekostet. Schnell ist man mit seinen Vorstellungen an Grenzen des Programms gestoßen und wurde vom Support auf abenteuerliche Workarounds verwiesen. Die Euphorie, neue Wege zu gehen, schwindet da ab und zu schon mal. Trotzdem möchte ich die daraus gewonnenen Mehrwerte nicht mehr missen wollen. Es ist Standard geworden – der neue Alltag eben – dass man Dinge wie am laufenden Band anpasst oder komplett neu entwickelt. Oft wird allerdings vernachlässigt, dass sich der Zeitaufwand für die neuen Arbeitsprozesse, welche infolge des Entwicklungsprozesses anfänglich als träge und umständlich wahrgenommen werden, in später wiederkehrenden Arbeitsabläufen als enorm zeiteinsparend herausstellen. Es lohnt sich also immer wieder, auch mal aus dem Hamsterrad auszusteigen. Das werden wir auch in weiteren Beiträgen zeigen.

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